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Bandscheibenvorfall

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Behandlungserläuterung

Der Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule

Ursachen, Auswirkungen und Symptome

Im Laufe des Lebens können Schwachstellen im Faserring der Bandscheibe entstehen. Durch diese Lücke kann Knorpelgewebe aus dem Kern der Bandscheibe austreten. Rutscht dieses Gewebestück nach hinten oder seitlich in den Rückenmarkskanal (Spinalkanal) beziehungsweise in den Austrittskanal der Nervenwurzeln (Foramen), können die dort verlaufenden Strukturen eingeengt werden. Hieraus resultieren typischerweise Schmerzen im Bereich des Nackens oder Armes teilweise einhergehend mit einem Taubheitsgefühl in Armen oder Händen, gelegentlich auch Lähmungserscheinungen unterschiedlicher Arm- oder Handmuskeln. 

Aufgrund der Form der Halswirbelsäule sind vor allem die drei unteren Bandscheiben C4/5, C 5/6 und C 6/7 betroffen. In seltenen Fällen kommt es durch den Bandscheibenvorfall auch zu einem erheblichen Druck auf das Rückenmark (zervikale Myelopathie). Hierdurch können wiederum schwere Ausfallerscheinungen mit Elektrisieren in Armen und Beinen (Lhermitt´sches Zeichen), unkontrolliertes Zucken der Beine, Gangstörungen sowie Blasen- und Mastdarmstörungen hervorgerufen werden. 

Bandscheibengewebe, welches den Faserring durchbrochen hat, wird vom menschlichen Körper als Fremdmaterial angesehen. Daher beginnt der Körper sofort, Fresszellen auszusenden, um den Bandscheibenvorfall zu entfernen. Grundsätzlich besteht an der Halswirbelsäule die Chance, dass über viele Wochen und Monate abhängig von der Größe des Bandscheibenvorfalls– ein Großteil des Gewebes von selbst abgebaut wird. Ebenso häufig gelingt dies jedoch nicht. Selten wird ein knorpeliger Bandscheibenvorfall über Jahre in Knochen umgewandelt und verwächst mit dem Wirbelkörper, was mit starken Vernarbungen des Bandscheibenvorfalls mit der harten Hirnhaut (Dura mater) einhergehen kann. Die harte Hirnhaut ist eine Schutzhülle, welche das Rückenmark und die Nervenwurzeln umgibt.

Das Standardverfahren zur Begutachtung der Halswirbelsäule ist die Kernspintomographie. Hierdurch erhält man genaue Informationen über die gesamte Halswirbelsäule, insbesondere können weiche Strukturen wie Bandscheiben, Nervenwurzeln und Rückenmark sehr genau beurteilt werden. Ergänzend ist bei knöchernen Veränderungen eine Computertomographie (mit einer so genannten Knochendarstellung) sinnvoll. Besteht der Verdacht auf ein sogenanntes Wirbelgleiten (Olisthesis), also ein Wackeln der Wirbel untereinander, werden zudem Röntgenfunktionsaufnahmen angefertigt. Auf diesen kann das genaue Ausmaß der Instabilität dargestellt werden.

Die Vorgehensweise ist davon abhängig, wie stark ein Patient durch die Beschwerden eingeschränkt ist und wie lange die Symptome bereits bestehen. Liegen massive Schmerzen im Nacken oder Arm vor, welche durch Medikamente nicht zu beherrschen sind oder zeigen sich sogar schon Lähmungserscheinungen mit Muskelschwäche und Taubheit im Arm, so ist bei nachgewiesenem Bandscheibenvorfall eine rasche Operation sinnvoll. Spricht der Patient dagegen auf Medikamente gut an, kann bei fehlenden Ausfallerscheinungen zunächst ein konservativer Weg eingeschlagen werden. Neben den Schmerzmedikamenten können CT-gesteuerte Infiltrationen aber auch lokale Wärmeanwendungen mit manueller Therapie und Ruhe sinnvoll sein. Das Tragen einer Halskrawatte ist nur in Ausnahmefällen empfehlenswert. 

Die Einnahme von Tabletten oder Schmerztropfen sollte selbstverständlich auf einige Tage oder wenige Wochen begrenzt sein. Kommt es bei Absetzen der Medikamente sofort wieder zu massiven Schmerzen, wäre auch dies ein Zeichen für die Notwendigkeit einer Operation. 

Bei den meisten Patienten liegt ein Bandscheibenvorfall fast nie ohne begleitende Veränderungen am Knochen vor. Bei solchen chronischen Verschleißerscheinungen (narbiges Bindegewebe mit Knochenanbauten (Retrospondylosen)) findet im Laufe des Lebens fast immer eine natürliche Versteifung der Wirbel statt. Daher werden solche Patienten in unserem Hause immer von vorne her mit einem sogenannten Cage (Abstandhalter aus PEEK) versorgt. Nur bei wirklich „ frischen bzw. weichen“ Bandscheibenvorfällen werden seit Ende der 90er Jahre vor allem bei jüngeren Menschen Bandscheibenprothesenimmer wieder beworbenDie Materialien dieser Implantate reichen von Titan über Kunststoff bis hin zu Kombinationen aus beidem. Da die Prothesen wie mittlerweile bewiesen einem Verschleiß unterliegen, müssen sie irgendwann gewechselt werden, was teilweise extrem schwierig und riskant sein kann. Im Gegensatz hierzu wachsen die PEEK-Cages fest in den Bandscheibenräumen ein, so dass ein Tausch in aller Regel nicht notwendig ist.  

Eine operative Entfernung des Bandscheibenvorfalls von hinten (nach Frykholmist ausschließlich dann möglich, wenn dieser weiche Vorfall im Nervenaustrittsloch (Foramen) liegt. Es handelt sich hierbei um eine seltene Ausnahme. Der Vorteil dieses Eingriffes besteht darin, dass an der eigentlichen Bandscheibe nichts gemacht werden muss, da der Vorfall von hinten her über ein kleines Loch zwischen den Wirbelbögen entfernt werden kann. Der Nachteil dieser Methode liegt jedoch darin, dass das Auftreten eines erneuten Vorfalls an dieser Stelle bei mehr als 50% der Patienten auftritt. Dies hat dann eine Operation von vorne zur Folge. 

Liegt wie oben beschrieben eine Instabilität unter den Wirbeln vor, muss zusätzlich zu einem Cage eine Titanplatte von vorne her auf die Wirbel aufgebracht werden (s. Wirbelgleiten). 

Beispiel eines Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule

Halswirbelsäule Bandscheibenvorfall an Halswirbelkörper
Auf der Kernspintomografie erkennt man auf der Höhe C5/6 einen Bandscheibenvorfall, der die Nervenwurzel nach hinten verdrängt.
Halswirbelsäule Bandscheibenvorfall an Halswirbelkörper
Mit dem gelben Pfeil markiert zeigt sich ein großer mittig linksbetonter großer Bandscheibenvorfall, welcher das Rückenmarkt nach hinten verdrängt.
Bandscheibenvorfall